Tipps vom Experten: So heizen Sie richtig

Diese Räume werden oft nur auf der niedrigsten Stufe beheizt, in den meisten Fällen sogar auf Froststellung (Sternsymbol) Sahin empfiehlt jedoch, Küche und Schlafzimmer auf mindestens 15 bis 16 Grad zu halten – das entspricht Stufe 1 bis 2 am Thermostatkopf. „Wenn diese Räume zu kalt sind, müssen die angrenzenden Wohnbereiche umso mehr beheizt werden, was ineffizient ist.“

Ein häufiger Fehler ist, das Thermostat ständig zu verstellen. „Thermostatköpfe sind keine Wasserhähne“, mahnt Sahin. Heizkörperthermostate seien darauf ausgerichtet, eine konstante Temperatur automatisch zu regulieren. Häufiges hoch- und runterdrehen führt nur zu unnötigem Energieverbrauch. Nur beim Lüften sollte man das Thermostat herunterdrehen und nach dem Lüften wieder auf die gewünschte Stellung bringen.

Viele Menschen drehen nachts die Heizung herunter und morgens wieder hoch, in der Annahme, dadurch Energie zu sparen. Doch Sahin warnt: „Das erneute Aufheizen in den Frühstunden verbraucht oft mehr Energie, als eine behagliche Temperatur zu halten.“ Denn die abgekühlten Räume müssen erst mühsam wieder auf Temperatur gebracht werden. Daher sollte man eine moderate, durchgängige Heiztemperatur eingestellt auch in den Nachtstunden belassen. Also auch hier: Finger weg vom Thermostat.

Muss im Wohnzimmer wirklich T-Shirt-Temperatur vorherrschen? Oder reicht es, wenn es mit Pullover warm genug ist. „Jedes Grad weniger spart 4 bis 5 Prozent Heizkosten“, so Sahin. Zwar sei es durchaus normal, dass jeder Mensch ein anderes Wärmeempfinden aufweist. Allerdings ginge es in den meisten Fällen noch ein wenig kühler, ohne wirklich auf Komfort zu verzichten.

Bei aller Liebe zum Sparen: Zu kalt darf es auch nicht werden, da sonst die Gefahr von Schimmelbildung steigt. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Kühlt sich die Luft zu sehr ab, kondensiert die Feuchtigkeit an kalten Oberflächen wie Wänden oder Fenstern. „Das ist wie bei einer Bierflasche aus dem Kühlschrank“, erklärt Sahin. Dort bildet sich schnell Kondenswasser auf der Flasche. Die Raumtemperatur sollte nicht niedriger als 16 Grad liegen, abhängig auch von der Außendämmung und den Fenstern. Weisen diese ungünstige Wärmebrücken auf, kann es selbst bei höheren Temperaturen zu Schimmel kommen. Regelmäßiges Stoßlüften und Heizen sei daher essenziell, um die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren.

„Kippfenster sind die größten Energiefresser“, warnt Sahin. Sie lassen kontinuierlich Wärme entweichen, ohne die Luft effektiv auszutauschen. Stattdessen sollte man regelmäßig stoßlüften, heißt: Fenster komplett öffnen, für wenige Minuten durchlüften und dann wieder schließen.

Auch im Winter können Rollos und Jalousien helfen, Energie zu sparen. Sie verhindern, dass kalter Wind die Fenster erreicht und die isolierende Wärmeschicht auf ihnen hinweg pustet. Deshalb: Sobald es dunkel wird, runter damit. „Die meisten Menschen unterschätzen, wie effektiv so eine vergleichsweise simple Maßnahme sein kann.“

Sahin sehe immer wieder, dass teils ganze Sofas direkt vor dem Heizkörper stehen. Dadurch büße dieser aber einen entscheidenden Teil seiner Heizkraft ein. „Bei normalen Heizkörpern entsteht die Heizwirkung zu 60 % über die Konvektionswirkung, also die Verteilung der warmen Luft im Raum. Die anderen 40 % entstehen durch Strahlung. Stellt man einen großen Gegenstand vor die Heizung, wird die Strahlung blockiert.” Auch die Thermostate dürfen nicht verdeckt werden, etwa durch schwere Gardinen. Denn so würde sich ein kleinerer, abgegrenzter Raum bilden, der schnell warm wird, was das Thermostat denken lasse, dass der gesamte Raum nun warm genug sei und die Wärmezufuhr wieder runtergeregelt werden könne.

Durch die Konvektionswirkung landet mit der Zeit viel feiner Staub auf den Heizkörpern, der teils eine dicke Schicht bilden kann. Das mindert zwar nicht die Heizwirkung, ist aber gesundheitlich bedenklich. „Bei der sogenannten Staubverschwelung verbrennen diese Staubteilchen und setzen dabei toxische Gase und winzige Partikel frei“, warnt Sahin. Es sei daher wichtig, Heizkörper mindestens einmal im Jahr abzusaugen, auch in den Zwischenräumen.