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Innovation

»Neue Technologien können helfen, den Arbeitskräftemangel ein stückweit auszugleichen«

, Text von Felix Firme

Die technologische Entwicklung hat sich in der TGA-Branche extrem beschleunigt. Um dabei stets an der Spitze zu bleiben, kümmert sich bei Builtech eigens ein Innovation-Lead um diesen Bereich. Ein Gespräch mit Nikolay Ostrowsky über aktuelle Projekte, spannende Ausblicke und warum die Einführung neuer Technologien oftmals mühselig ist.

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Herr Ostrowsky, seit über einem Jahr sind Sie Innovation Lead bei Builtech. Warum ist das Thema so wichtig? 

Innovation ist immer wichtig, um konkurrenzfähig zu bleiben und sich im besten Fall sogar einen Vorsprung zu verschaffen. Das wäre die generelle Antwort. Speziell im Handwerksbereich ist Innovation aber noch aus einem anderen Grund zentral: dem Fachkräftemangel. Immer weniger Menschen müssen immer mehr Arbeit bewältigen. Hier können neue Technologien und Methoden enorm helfen, die Mitarbeiter produktiver zu machen und den Arbeitskräftemangel ein stückweit auszugleichen. Aber das ist natürlich nicht alles. 

 

Was ist noch wichtig? 

Innovationen machen nicht nur effizienter, sondern helfen auch, die Qualität zu steigern und die Arbeit sicherer zu gestalten. Nehmen wir z. B. die Dachvermessung. Früher mussten Dachdecker dort immer hochklettern und aufwändige händische Messungen vornehmen. Das ist immer mit dem Risiko verbunden, vom Dach zu stürzen. Außerdem kostet es viel Zeit. Heute fliegen wir dagegen mit einer Drohne rüber und alles ist in 30 Minuten erledigt. Solche Technik hilft auch dabei, das Berufsbild attraktiver zu machen. Wer fliegt nicht gern mit einer Drohne rum? 

Nikolay Ostrowsky, seit Mai 2023 Innovation Lead bei Builtech.

»Egal wie hilfreich eine neue Technologie oder ein alternativer Prozess ist, die Implementierung bringt zunächst immer einen gewissen Mehraufwand mit sich, bevor sie sich auszahlt.«

Wie gehen Sie genau vor? Woher wissen Sie, was gebraucht wird? 

Ich gehe das Thema von zwei Seiten an: Bedarfsanalyse in den Unternehmen, also Blick nach innen und Marktbeobachtung, der Blick nach außen. Für ersteres spreche ich regelmäßig mit Geschäftsführern, Projektleitern, Monteuren usw. in den Einzelbetrieben, aber auch mit den Subunternehmen. Das sind meistens strukturierte Interviews. Außerdem bin ich regelmäßig auf den Baustellen unterwegs, schaue mir die Arbeitsabläufe an und identifiziere bspw. Best Practices aber auch konkrete Herausforderungen. Bei der Marktbeobachtung analysiere ich nicht nur den TGA-Bereich, sondern auch fremde Branchen. Der Automobilsektor ist beispielsweise in vielen Bereichen weiter als das Handwerk und manche Technologien und Prozesse lassen sich gut übertragen. Dazu spreche ich regelmäßig mit den großen Herstellern, die viel Geld in Forschung investieren und immer wieder mit neuen Technologienaufwarten. Besonders spannend sind auch Start-ups. Da gibt es eine ganze Reihe, die es uns ermöglichen, bspw. mit digitalen Lösungen zur Prozesssteuerung aber auch mit innovativen physischen Produkten, unsere Leistungen auf das nächste Level heben. 

 

Wenn Sie Bedarfe ermittelt und passende Technologien oder Prozesse identifiziert haben, wie läuft dann die Implementierung ab? 

Dann geht es darum, ein geeignetes Pilotunternehmen innerhalb der Gruppe zu identifizieren und die Lösung über einen kurzen Zeitraum intensiv und unter realistischen Bedingungen zu testen Ist der Test erfolgreich und der Lösungsansatz damit validiert, geht es in den Roll-out. Bei der Auswahl des Testunternehmens spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Am wichtigsten ist, dass der Bedarf und damit das Potenzial in dem Unternehmen möglichst groß ist. Es macht keinen Sinn, ein Unternehmen das neue Exoskelett für Überkopfarbeiten testen zu lassen, wenn dort solche Arbeiten so gut wie nie anfallen. Natürlich muss es auch zeitlich und ressourcen-technisch passen.  Denn egal wie hilfreich eine neue Technologie oder ein alternativer Prozess ist, die Implementierung bringt zunächst immer einen gewissen Mehraufwand mit sich, bevor sie sich auszahlt. Diese Mechanik gilt es verständlich zu erklären, dann ist das Testteam motiviert und es kann als erstes die Früchte seiner Arbeit ernten. 

 

Ich glaube jeder kennt das aus seinem Job. Sich Neues anzueignen, ist im ersten Moment immer etwas anstrengend? 

Genau, das ist ja auch logisch. Bewährte Prozesse, die man in und auswendig kannte, müssen plötzlich neu gelernt werden. Was da hilft: Immer wieder vor Augen führen, warum diese neue Technologie oder Vorgehensweise eingeführt wird, welches Problem damit gelöst wird und welches Potenzial darin steckt. 

Leidenschaft und Können

Unsere Builtech-Mannschaft

Welche Projekte setzt Builtech denn gerade um? Haben Sie ein paar Beispiele? 

Na klar. Wir sind dabei, ein Exoskelett zu testen. Es funktioniert komplett ohne Strom und erleichtert das Arbeiten über Kopf enorm. Richtig spannend ist auch ein Baustellenübersetzer. Das Gerät sieht aus wie ein Handy und kann rund 100 Sprachen übersetzen. Unsere Mitarbeiter können damit einfach ihre Landessprache sprechen, und das Gerät übersetzt es in eine beliebige andere Sprache und gibt diese schnell und korrekt aus – sogar im Fachjargon. Das ist sehr nützlich, da die Baustellen immer internationaler werden. Ein drittes Projekt wäre die Nutzung von 360-Grad-Kameras zur Baustellendokumentation. Die war bisher sehr aufwändig und fehleranfällig. Mit der Kamera läuft man die Baustelle einmal komplett ab und hat alles, wirklich alles dokumentiert. Selbst Dinge, die gar nicht auf der Dokumentations-Liste standen. Man kann gar nicht überschätzen, wie viel Mehrwert diese Technologie bringt, gerade auch im Bereich der Leistungsnachweise. 

 

Welche großen Innovations-Trends werden denn in den nächsten Jahren in der TGA-Branche noch auf uns zukommen? 

Erstens wird die Robotik immer größer. Die wird langsam fit für die Baustelle. Der Roboterhund, aber auch hochspezialisierte Drohnen funktionieren mittlerweile richtig gut auch unter unseren erschwerten Branchenbedingungen. Zweitens wird die KI eine immer größere Rolle spielen und nahezu überall Einzug halten, wie überhaupt in der gesamten Wirtschaft. Drittens wird Prefab, also die Vorfabrikation eine immer größere Rolle spielen. Eine Dusche muss z. B. nicht mehr auf der Baustelle “zusammengebaut” werden, sondern wird komplett als Kabine in einer Fabrik gefertigt und muss dann vor Ort nur noch “reingeschoben” und angeschlossen werden. Das macht man heute v. a. für Großprojekte wie Hotels, aber es wird auch im kleineren Maßstab immer interessanter. Das Building Information Modeling klopft außerdem auch schon an die Tür. Ehrlicherweise sind wir in Deutschland hiermit leider erschreckend spät dran. 

 

Was ist das? 

Building Information Modeling, kurz BIM, ist eine Arbeitsmethode, in der alle Daten über ein Bauprojekt digital zusammengetragen werden. Dazu wird auch ein digitales 3D-Modell geschaffen. In diesem Modell findet die gesamte Planung statt. Sowohl vor als auch während des Projektes. Dadurch sind alle Gewerke, die Projektleitung und sonstigen Akteure immer auf dem aktuellen und, vor allem, gleichen Stand. Jede kleine Änderung ist allen sofort bekannt. In anderen Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden ist BIM schon längst Standard. In Deutschland faktisch noch nicht. Das hat leider auch damit zu tun, dass hier viele Betriebe noch viel zu sehr im Konkurrenzdenken hängen. Die anderen Betriebe innerhalb eines Projektes sind oftmals Konkurrenten, keine Partner. Gegenüber denen will man dann auch nicht so gern in dem Maße transparent sein, wie es für BIM notwendig wäre. Das muss sich unbedingt ändern, wenn das deutsche Handwerk konkurrenzfähig bleiben will. Miteinander statt gegeneinander. 

 

Herr Ostrowsky, vielen Dank für das Gespräch

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