Azda (Mitte) zusammen mit einem französischen Kollegen (links) und einem Klassenkameraden.
Erasmus für Azubis

„Macht es! Ihr werdet es nicht bereuen.“

, Text von Felix Firme

Erasmus, damit verbinden die meisten Menschen vor allem Auslandssemester für Studenten. Aber auch für Auszubildende bietet die Organisation Auslandsaufenthalte an. Azda Celik ist Auszubildender bei der Firma Zepp in Offenburg und war mit dem Programm fünf Wochen in Lyon.

Herr Celik, Sie waren im Rahmen eines Erasmus+ Programms fünf Wochen lang in Frankreich. Wie kam es dazu?

Meine Berufsschule in Offenburg hatte sich erfolgreich bei dem Programm beworben und konnte ihren Azubis deshalb zehn Plätze dafür anbieten. Als ich von dem Programm erfahren hatte, dachte ich sofort: Das will ich auch. Mich hat interessiert, wie es auf Baustellen in anderen Ländern aussieht. Wie arbeiten die dort? Welche Tricks und Kniffe wenden sie an? Was ist anders als bei uns? Meine Firma Zepp hat mich da zum Glück bei allem sehr gut unterstützt, sodass das Aufsetzen des Ganzen kein Problem war.

 

Und warum fiel die Wahl auf Lyon? Sprechen Sie Französisch? 

Ehrlicherweise wurde für mein Gewerk – Heizung, Sanitär, Lüftung – seitens des Erasmus+ Programms nur Lyon angeboten. Es gab also keine Auswahl. Zum Glück hatte ich bis zur zehnten Klasse Französisch in der Schule. Das Sprechen fiel mir anfangs noch schwer, aber verstanden habe ich nahezu alles. Am Ende der fünf Wochen konnte ich die Sprache noch einmal deutlich besser. 

 

War es schwer, sich vor Ort zurechtzufinden? 

Nein, gar nicht. Die Kollegen dort waren super hilfsbereit und offen. Ich habe mich von Anfang an sehr wohlgefühlt. Es herrschte immer eine lockere Atmosphäre. Was ich spannend fand war, dass die dortigen Mitarbeiter auch sehr interessiert an meinen Methoden waren. Sie meinten, wenn ich eine bessere Lösung kenne, sollte ich nicht zögern, sie vorzuschlagen. Und wenn sie diese wirklich besser fanden, wurde sie auch umgesetzt. 

Welche Dinge laufen in Frankreich anders als in Deutschland? 

Einige Vorgehensweisen und das verwendete Material unterscheiden sich schon stark. Zum Beispiel beim Montieren von Abwasserrohren. In Deutschland verwenden wir ein Stecksystem. In Frankreich nutzen sie dagegen ein Klebesystem. Das ist in meinen Augen unpraktischer, weil es doppelt so lange dauert. Aber dafür ist es wohl günstiger, was sich im Preis widerspiegelt. 

 

Gibt es noch mehr Beispiele? 

Ja, bei Wasserleitungen ist es ähnlich. Wir hier nutzen Maschinen für Pressverbindungen. Die Kollegen in Frankreich machen das dagegen mit einer Handpresszange und nutzen andere Fittinge. Auch das dauert länger, ist am Ende aber günstiger im Einkaufspreis. Mir gefallen die deutschen Methoden zwar besser, aber so konnte ich noch einmal einiges lernen. Mir wurden zum Beispiel viele Tricks gezeigt, wie ich mit der Handpresszange deutlich schneller vorankomme. Man muss aber dazu sagen, dass es auch viele Dinge gibt, die gleich sind. Bei der Montage von Klimaanlagen gab es hier zum Beispiel keine Unterschiede. 

 

Gibt es eine Situation, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist? 

Ja, und zwar, als unser ganzes Arbeitsmaterial geklaut wurde. Eines Tages kamen wir auf eine Baustelle und haben das Materiallager geöffnet, und es war einfach komplett leergeräumt. Der Vorarbeiter hat mächtig geflucht und wir konnten einen halben Tag nicht arbeiten. Leider passiert sowas auch hier in Deutschland. Generell nehmen die Franzosen die Arbeit aber etwas lockerer. Mir gefällt auch hier die deutsche Effizienz etwas mehr, aber dafür sind die Kollegen in Lyon weniger gestresst. 

 

Was würden Sie Azubis raten, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, am Erasmus+ Programm teilzunehmen? 

Macht es! Habt keine Angst vor dem Unbekannten. Die Leute sind super nett und es ist eine Erfahrung, die Euch niemand mehr nehmen kann. Am Ende lernt ihr nicht nur viel, sondern gewinnt auch neue Bekannte und knüpft neue Beziehungen. Außerdem habt ihr genug Freizeit, um auch die Gegend zu erkunden. Und das alles vom Programm bezahlt! Also nochmal: Macht es! Ihr werdet es nicht bereuen.

Das Erasmus+ Programm

 

Ziel:

Internationale Berufserfahrungen sind immer häufiger Teil des beruflichen
AnforderungsprofiIs Azubis sollen durch das Programm wertvolle Auslanderfahrungen sammeln und ihre Kompetenzen erweitern.

 

Zielgruppe:

  • Auszubildende bzw. Berufsschüler und -schülerinnen
  • Auch bis zu 12 Monate nach Abschluss

 

Dauer

  • zwischen mindestens 2 Wochen und maximal 12 Monaten
  • Dauer von 6-8 Wochen für wünschenswert

 

Mehr Informationen finden Sie hier

Teile diesen Artikel auf: