Innovation

Fünf Trends im Bauwesen 2025

, Text von Felix Firme

Die Baubranche steht 2025 vor gewaltigen Herausforderungen. Hohe Baukosten, der weiterhin vorherrschende Fachkräftemangel und gesetzliche Vorgaben erhöhen den Druck auf die Unternehmen. Gleichzeitig bieten die fortschreitende Digitalisierung und KI-Entwicklung auch Chancen, die Branche deutlich effizienter zu gestalten. Fünf Trends, die das Baujahr 2025 prägen werden.

1. Die vernetzte Baustelle – Building Information Modeling (BIM)  

 

Building Information Modeling (BIM) beschreibt die digitale Modellierung und Verwaltung von Gebäudedaten. Im Kern steht ein dreidimensionales, virtuelles Modell des Bauwerks, das alle relevanten Informationen enthält – von der Geometrie über Materialien bis hin zu zeitlichen und finanziellen Aspekten. Dieses digitale Abbild dient als zentrale Datenplattform, auf die alle Projektbeteiligten zugreifen können. Änderungen werden in Echtzeit synchronisiert, was den Planungs- und Bauprozess erheblich optimiert.  

 

Die Vorteile von BIM sind vielfältig: Die zentrale Datenhaltung reduziert Kommunikationsfehler und Nacharbeiten, wodurch Bauzeiten verkürzt und Kosten präziser kalkuliert werden können. Verschiedene Szenarien lassen sich simulieren, was ressourcenschonendes Planen ermöglicht und den Energieverbrauch eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg optimiert. Darüber hinaus sorgt der gemeinsame Zugriff auf dieselben Informationen für Transparenz und minimiert Missverständnisse zwischen den Gewerken und Einzelunternehmen, während klare Verantwortlichkeiten geschaffen werden. 

 

In Deutschland wurde BIM durch Initiativen wie „Stufenplan Digitales Planen und Bauen“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vorangetrieben. Seit 2020 ist BIM bei öffentlichen Infrastrukturprojekten verpflichtend, was der Technologie zum Durchbruch verholfen hat. Trotz dieser Fortschritte stehen viele Unternehmen – insbesondere kleine und mittelständische Betriebe – noch vor Herausforderungen wie hohen Anfangsinvestitionen, Schulungsbedarf und dem kulturellen Wandel hin zu einer kollaborativen Arbeitsweise. Hinzu kommen laut Nikolay Ostrowsky, Innovation Lead bei Builtech, das immer noch stark vorherrschende Konkurrenzdenken der einzelnen Betriebe auf einer Baustelle (Siehe Infobox). Trotz dieser Hürden wird sich BIM in 2025 verstärkt durchsetzen und auch bei Projekten abseits von Großbaustellen mehr und mehr zum Standard werden. 

Ein Baustellenmitarbeiter mit dem Rücken zur Kamera lässt auf einer Baustelle eine Drohne steigen. Copyright: Canva
Innovation
»Neue Technologien können helfen, den Arbeitskräftemangel ein stückweit auszugleichen«

Die technologische Entwicklung hat sich in der TGA-Branche extrem beschleunigt. Um dabei stets an der Spitze zu bleiben, kümmert sich bei Builtech eigens ein Innovation-Lead um diesen Bereich. Ein Gespräch mit Nikolay Ostrowsky über aktuelle Projekte, spannende Ausblicke und warum die Einführung neuer Technologien oftmals mühselig ist.

2. Klimaschutz und Compliance  

In Deutschland hat der politische Druck, den Gebäudesektor nachhaltiger zu gestalten, in den letzten Jahren stark zugenommen. Förderprogramme, wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) treiben die Entwicklung voran, während neue Gesetzgebungen den Handlungsrahmen klar definieren. Dennoch bleiben Herausforderungen, etwa die hohen Investitionskosten und die technische Umsetzbarkeit in Bestandsgebäuden. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen, und viele Unternehmen wollen Vorreiter in der Entwicklung innovativer Lösungen werden. 

 

In der technischen Gebäudeausrüstung zeigt sich der Klimaschutz vor allem in energieeffizienten Technologien und nachhaltigen Materialien. Intelligente Gebäudesteuerungssysteme, die den Energieverbrauch reduzieren, sowie der Einsatz regenerativer Energien wie Solar- und Geothermie sind längst Standard. Die Nachfrage nach CO₂-neutralen Gebäuden steigt, da Bauherren und Betreiber nicht nur Umweltziele, sondern auch wirtschaftliche Vorteile im Blick haben. Energieeinsparungen senken langfristig die Betriebskosten, während nachhaltige Konzepte die Attraktivität von Immobilien steigern. Gleichzeitig stehen Unternehmen unter zunehmendem Druck, ihre CO₂-Bilanzen offen zu legen und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen zu ergreifen. Außerdem werden Entsorgungs- und Rückbaukosten vermehrt in die Bewertung von Gebäuden miteinbezogen. 

 

Compliance ist eng mit dem Klimaschutz verknüpft, da immer strengere gesetzliche Vorgaben für Nachhaltigkeit und Emissionsminderung sowie soziale Standards gelten. Verstöße können nicht nur hohe Geldstrafen nach sich ziehen, sondern auch das Image eines Unternehmens erheblich schädigen. Um den Anforderungen gerecht zu werden, sind viele Betriebe dabei, ihre Prozesse zu digitalisieren und kontinuierlich zu überwachen. Nachhaltigkeitsberichte und Zertifizierungen wie LEED oder DGNB werden zunehmend zu wichtigen Instrumenten, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen von Investoren und Kunden zu stärken. Zudem veröffentlichen Unternehmen der Branche zunehmend eigene Verhaltenskodizes (Siehe Infobox).

Skizze eines Miniatur-Hauses auf einem Wiesenabschnitt und drumherum Zeichnungen, verschiedene nachhaltige Lampen und ein Schlüssel.
ESG
»Builtech will auch hier Vorreiter werden«

Das Thema ESG treibt die deutsche Wirtschaft um. Von Nachhaltigkeit über sichere Lieferketten bis hin zu Arbeitsschutz: Unternehmen haben eine gewaltige Aufgabe vor sich. Während andere meckern, stellt sich Builtech der Herausforderung. Die Gruppe hat seit einigen Monaten einen eigenen ESG-Manager. An welchen Projekten er arbeitet und warum das Handwerk davon profitiert, erfahren Sie im Interview mit Alexander von Brevern.

3. Modulares und serielles Bauen

Modulares und serielles Bauen erlebt 2025 eine Renaissance und gilt als einer der vielversprechendsten Ansätze, um den Herausforderungen der Bauwirtschaft effizient zu begegnen. Diese Bauweise zeichnet sich durch vorgefertigte Module aus, die in Fabriken produziert und anschließend auf der Baustelle montiert werden. Der Fokus liegt auf Standardisierung und Wiederholbarkeit, ohne dabei individuelle Gestaltungsmöglichkeiten außer Acht zu lassen. 

 

Ein wesentlicher Vorteil liegt in der erheblichen Zeitersparnis. Durch die parallele Fertigung von Modulen und die Vorbereitungen auf der Baustelle lassen sich Bauzeiten drastisch verkürzen. Dieser Effizienzgewinn senkt sowohl Kosten als auch Materialverbrauch. Auch die Umweltbilanz profitiert: Die Produktion in kontrollierten Werkshallen reduziert Abfall und spart Energie, während der Transport der fertigen Module zur Baustelle den CO₂-Ausstoß minimiert. 

 

In Deutschland wird das serielle Bauen zunehmend von staatlichen und privaten Initiativen gefördert. Modellprojekte wie der „Serielle Wohnungsbau“ des GdW Bundesverbands zeigen, dass diese Bauweise nicht nur effizient, sondern auch qualitativ hochwertig sein kann. Dennoch gibt es noch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen und die Akzeptanz bei Bauherren und Endnutzern. Häufig stehen Vorurteile im Raum, dass modulare Gebäude uniform oder minderwertig wirken könnten. Ein Bild, das durch moderne Projekte widerlegt wird, die sowohl ästhetisch als auch funktional überzeugen. 

Durch das Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzbestimmungen von YouTube. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzrichtlinien.

PHA+PGlmcmFtZSB3aWR0aD0iNTYwIiBoZWlnaHQ9IjMxNSIgc3JjPSJodHRwczovL3d3dy55b3V0dWJlLW5vY29va2llLmNvbS9lbWJlZC9QSFRFTldSZlo5VT9zaT13MV9vYnZKRkxMVlkzYW96IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvdz0iYWNjZWxlcm9tZXRlcjsgYXV0b3BsYXk7IGNsaXBib2FyZC13cml0ZTsgZW5jcnlwdGVkLW1lZGlhOyBneXJvc2NvcGU7IHBpY3R1cmUtaW4tcGljdHVyZTsgd2ViLXNoYXJlIiByZWZlcnJlcnBvbGljeT0ic3RyaWN0LW9yaWdpbi13aGVuLWNyb3NzLW9yaWdpbiIgYWxsb3dmdWxsc2NyZWVuPjwvaWZyYW1lPjwvcD4=

4. Künstliche Intelligenz

 

Nach dem durch Chat-GPT ausgelösten Boom fasst KI auch im Bausektor immer mehr Fuß. Künstliche Intelligenz verändert die Art und Weise, wie Gebäude entworfen, geplant, gebaut und betrieben werden. Sie ermöglicht es, komplexe Daten zu analysieren, Prozesse zu automatisieren und fundierte Entscheidungen in Echtzeit zu treffen, was die Effizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der gesamten Branche revolutioniert. 

 

Eine der zentralen Anwendungen liegt in der Optimierung von Bauprozessen. Algorithmen analysieren umfangreiche Datensätze und identifizieren Möglichkeiten zur Verbesserung von Bauabläufen, etwa durch die Reduzierung von Materialverschwendung oder die Minimierung von Verzögerungen. Das findet vor allem bei bereits erwähnten BIM Anwendung. KI-gestützte Planungstools können anhand von Baugrundstücksdaten und Designvorgaben automatisch Vorschläge für effizientere Entwürfe machen. Gleichzeitig helfen vorausschauende Analysen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen, sei es bei der Statik, der Materialwahl oder der Zeitplanung. 

 

Auch in der Baustellenüberwachung zeigt KI ihr Potenzial. Drohnen und Kameras, die mit KI-Software ausgestattet sind, überwachen Baustellen in Echtzeit und erkennen Abweichungen vom Plan oder potenzielle Sicherheitsrisiken. Diese Automatisierung sorgt für höhere Präzision und entlastet das Baupersonal von zeitintensiven Kontrollaufgaben. Darüber hinaus ermöglichen KI-gestützte Wartungs- und Betriebssysteme im Gebäudemanagement eine kontinuierliche Optimierung von Energieverbrauch und Wartungszyklen, indem sie historische Daten analysieren und Vorhersagen treffen. Bereits jetzt gibt es zahlreiche KI-gestützte Tools am Markt, viele davon aus Deutschland. 

 

Auch hier gibt es jedoch Hürden zu meistern. Der richtige Umgang mit KI muss gelernt und in die bisherigen Arbeitsabläufe integriert werden. Zudem muss die technische Infrastruktur für einen optimalen Einsatz geschaffen werden. Gerade für kleine und mittlere Betriebe bedeutet das gerade zu Beginn einen nicht zu unterschätzenden Mehraufwand 

5. Modernisierte Ausbildung

 

All die bisher genannten Trends spiegeln sich auch in der Ausbildung wider. Themen wie BIM, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Nutzung moderner Software für Bauplanung und -überwachung werden vermehrt fester Bestandteil der Lehre. Auszubildende lernen nicht nur den Umgang mit diesen Werkzeugen, sondern auch, wie sie in der Praxis kollaborativ eingesetzt werden können, um Effizienz und Qualität zu steigern. Gleichzeitig wird der Umgang mit Daten, von der Erfassung bis zur Analyse, zu einer Schlüsselkompetenz. 

 

Auch die Nachhaltigkeit spielt eine entscheidende Rolle. Zukünftige Fachkräfte müssen verstehen, wie sie Materialien ressourcenschonend einsetzen, energieeffiziente Systeme integrieren und die Lebenszykluskosten eines Gebäudes optimieren können. Themen wie Kreislaufwirtschaft, CO₂-Reduktion und der Einsatz erneuerbarer Energien werden in allen Ausbildungsstufen verankert. Damit einher geht die Sensibilisierung für die Anforderungen an nachhaltiges Bauen, die nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Aspekte umfassen. 

 

Die Ausbildung wird zudem praxisorientierter und interdisziplinärer gestaltet. Baustellen- und Projektsimulationen, häufig mithilfe von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), ermöglichen es, realitätsnahe Erfahrungen in einer sicheren Umgebung zu sammeln. Dies stärkt nicht nur die technischen Fähigkeiten, sondern auch das Verständnis für die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Gewerken und Disziplinen. 

 

Allerdings werden hier gewaltige Lücken zwischen den verschiedenen Ausbildungsbetrieben klaffen. Während einige konsequent den Weg der Modernisierung gehen, verharren andere dagegen auf dem Stand der letzten Jahre. Eine moderne Ausbildung wird daher auch zunehmend ein wichtiger Faktor im Kampf um Auszubildende. 

 

Zusammenfassung

 

Das Jahr 2025 bietet spannende Chancen für die Entwicklung des Bauwesens. Innovation, Nachhaltigkeit, Effizienz sowie Kostenersparnis gehen Hand in Hand und ergänzen sich gegenseitig. Unternehmen, die mutig und entschlossen genug sind, die anfänglichen Hürden zu überwinden, werden sich im Markt durchsetzen.

Teile diesen Artikel auf: