
»Entwicklung und Karriere sind auch im Handwerk möglich – unabhängig vom Geschlecht«
Vor einem Jahr hat Lisa Kayka zusammen mit Bastian Fortin die Geschäftsführung von Zepp übernommen. Im Interview spricht sie über Unterschiede zu ihrer vorherigen Position, die Herausforderungen im Markt und wie die Branche es schafft, mehr Frauen von sich zu überzeugen.
Frau Kayka, Sie sind vor einem Jahr Geschäftsführerin von Zepp geworden. Haben Sie sich gut eingelebt?
Ja, mittlerweile fühle ich mich in meiner Rolle als Geschäftsführerin sehr wohl. Natürlich war der Wechsel eine spannende Herausforderung, aber da ich das Unternehmen, das Team und die Abläufe schon sehr lange kenne, war die Eingewöhnungszeit nicht so abrupt. Es gibt immer neue Themen und Verantwortungen, die mit der Position einhergehen, aber genau das macht die Aufgabe auch so spannend.
Was hat sich für Sie im Vergleich zu Ihrer vorherigen Position im Unternehmen am meisten verändert? Worauf sind Sie am meisten stolz?
Die größte Veränderung ist sicherlich die Perspektive: Während ich als Mitarbeiterin mehr auf meine eigenen Aufgaben fokussiert war, sehe ich jetzt das große Ganze. Als Geschäftsführerin geht es darum, strategisch zu denken, Entscheidungen mit langfristiger Wirkung zu treffen und Verantwortung für das gesamte Unternehmen zu übernehmen. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich aus dem Team heraus in diese Position gewachsen bin. Das zeigt, dass Entwicklung und Karriere auch im Handwerk möglich sind – unabhängig vom Geschlecht.
Die Übergangszeit des alten Geschäftsführers ist nun vorbei. Wie fühlt es sich an, nun zusammen mit Ihrem Geschäftspartner die alleinige Verantwortung zu haben?
Es ist eine große Verantwortung, aber auch eine, die ich gerne übernehme. Da ich bereits zuvor zwei Jahre als Prokuristin schon Teil der Geschäftsleitung war, konnte ich mich während der Übergangszeit gut auf die neue Rolle vorbereiten und Schritt für Schritt mehr Verantwortung übernehmen. Natürlich gibt es immer wieder neue Herausforderungen, aber ich bin froh, dass ich mit einem starken Team zusammenarbeite, auf das ich mich verlassen kann und das jeden Tag unglaublich großartige Arbeit leistet.

»Es braucht mehr Sichtbarkeit für Frauen im Handwerk – sowohl in den Ausbildungsberufen als auch in Führungspositionen. Viele junge Frauen denken gar nicht erst an eine Karriere im Handwerk, weil es zu wenig weibliche Vorbilder gibt. «
Wir leben gerade in turbulenten Zeiten, wie schätzen Sie die Marktlage ein?
Die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen stellen viele Branchen vor Herausforderungen – das Handwerk bildet da keine Ausnahme. Die Auftragslage hat sich verändert und ist rückläufig, demgegenüber stehen steigende Kosten, sowie der Fachkräftemangel und der Nachwuchs sind große Themen, die uns beschäftigen. Gleichzeitig gibt es Chancen, insbesondere durch die Energiewende und den hohen Bedarf an moderner, nachhaltiger Gebäudetechnik. Die technische Gebäudeausrüstung wird immer wichtiger in Gebäuden.
Wie reagieren Sie und Ihr Unternehmen auf diese veränderten Bedingungen?
Flexibilität und Innovationskraft sind entscheidend. Wir setzen auf eine vorausschauende Planung, investieren in Weiterbildung und schauen, wie wir unsere Prozesse effizienter gestalten können. Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben – denn qualifizierte und motivierte Mitarbeiter sind unser größtes Kapital.
Würden Sie Zepp als Vorreiter in der Branche sehen?
Definitiv! Das Projekt im Europapark-Stadion ist ein gutes Beispiel für unsere technische Expertise und Innovationskraft. Wir arbeiten mit modernsten Technologien und setzen hohe Maßstäbe in Sachen Qualität und Nachhaltigkeit. Unser Ziel ist es, nicht nur technisch auf dem neuesten Stand zu sein, sondern auch als Unternehmen zukunftsorientiert zu handeln.
In der Handwerksbranche gibt es nur relativ wenige Geschäftsführerinnen, genauso wie es relativ wenige Handwerkerinnen gibt. Was muss getan werden, damit sich mehr Frauen ins Handwerk wagen?
Es braucht mehr Sichtbarkeit für Frauen im Handwerk – sowohl in den Ausbildungsberufen als auch in Führungspositionen. Viele junge Frauen denken gar nicht erst an eine Karriere im Handwerk, weil es zu wenig weibliche Vorbilder gibt. Das muss sich ändern. Gleichzeitig sind familienfreundliche Strukturen, flexible Arbeitszeiten und die gezielte Förderung von Frauen entscheidend, um mehr weibliche Fachkräfte für die Branche zu gewinnen.
Wie ist Ihre persönliche Erfahrung als jemand, die in der Handwerksbranche arbeitet und nun Geschäftsführerin ist?
Meine berufliche Laufbahn bis heute in die Position der Geschäftsführung war natürlich auch immer wieder herausfordernd. In einer traditionell männlich geprägten Branche werden Frauen oft immer noch unterschätzt. Gleichzeitig habe ich auch immer wieder viel Unterstützung erfahren, was mich sehr motiviert hat. Letztlich haben sich Beharrlichkeit und Leistungsbereitschaft ausgezahlt. Es zählen Fachwissen, Engagement und Führungsstärke – und nicht das Geschlecht. Ich hoffe, dass meine Geschichte dazu beiträgt, dass sich mehr Frauen ermutigt fühlen, ihren eigenen Weg im Handwerk zu gehen. In dieser Branche liegt so viel Potential für die Zukunft und ich wünsche mir, dass das Handwerk diese Wertschätzung noch mehr in der Gesellschaft erhält.
Frau Kayka, vielen Dank für das Gespräch.
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